Editorial

Rolf Widmer
Rolf Widmer, operativer Leiter

Was uns gerade ganz besonders beschäftigt

Bei der Vorbereitung dieses Jahresberichts wollte ich Ihnen berichten, wie wir die neu gewonnene Freiheit nach der langen Zeit der Pandemie geniessen. Und wir wollten Ihnen die vielfältigen Beziehungen aufzeigen, die es möglich machen, dass jedes Kind und jede:r Jugendliche sich entwickeln und wiederum eigene Beziehungen aufbauen kann.

Doch plötzlich sind wir mit einem Krieg in Europa konfrontiert, seit Russlands Regierung das Nachbarland Ukraine mit grosser Gewalt angegriffen hat. Viele Familien und Kinder flücht(et)en in umliegende Länder. Diese sind mit grossen Herausforderungen konfrontiert. Glücklicherweise zeigen die übrigen europäischen Länder – darunter auch die Schweiz und ihre Zivilbevölkerung – grosse Solidarität mit den Geflüchteten.

Besonders betroffen sind auch Kinder, die ohne elterliche Unterstützung und nun auch ohne staatlichen Schutz mitten im Krieg leben müssen. Rund 100’000 Kinder leben in der Ukraine in staatlichen Einrichtungen der ausserfamiliären Erziehung. Dazu kommen Kinder und Jugendliche, die durch den Krieg zu Halb- oder Vollwaisen oder die auf der Flucht von ihren Eltern getrennt wurden und nun als unbegleitete Minderjährige auf sich allein gestellt sind.

Dass die Schweizer Regierung den ukrainischen Gästen einen Aufenthaltsstatus verleiht, mit dem sie weitgehend selbstbestimmt in unserem Land leben können, finden wir erfreulich. Sie sind frei zu reisen, ihren Wohnort zu bestimmen und zu arbeiten. Traurig stimmt mich dabei aber, dass die Menschen, die aus Ländern wie Afghanistan, Syrien, Eritrea usw. vor Krieg flüchten mussten, ungleich behandelt werden…

Tipiti begleitete 2021 täglich durchschnittlich 230* Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Die Hälfte davon besucht unsere Schulen; die anderen leben in unseren Pflegefamilien oder im begleiteten Wohnen. Erfreulich sind auch die Integrationserfolge unserer ehemaligen MNA, die wir dank der grosszügigen Haltung des Kantons AR begleiten dürfen, bis sie selbstständig leben. *Aktuell bei Erscheinen dieses Magazins sind es aufgrund der 63 aus der Ukraine Angekommenen über 300 Personen, die durch ein tipiti-Angebot unterstützt werden.

Natürlich können wir unseren Auftrag zur Förderung des persönlichen Wachstums in einem auf das Kind oder den:die Jugendliche:n zugeschnittenen Umfeld nur wahrnehmen dank des grossen Engagements unserer rund 180 Mitarbeitenden in den Pflegefamilien, als Lehrer:innen und Fachberater:innen sowie durch den guten Support unserer Bereichsleiter, der Mitarbeiterinnen in der Administration und unseres Vorstands. Ich danke allen Menschen, die uns durch ihre berufliche Funktion, ihr privates Engagement oder finanziell unterstützen, sodass wir unsere Energien voll für eine entwicklungsfördernde Begleitung der Kinder und Jugendlichen einsetzen können.

Zukunftstag: Samstag, 27. August 2022: Wir laden ein und erwarten alle Mitarbeitenden und Vorstandsmitglieder.

zurück zur Übersicht