Krieg in der Ukraine - wie sich tipiti engagiert

Der Verein tipiti ermöglichte mit Unterstützung der ukrainischen NGO «Partnership for Every Child» fünfzig Kindern und Jugendlichen, welche in sieben Pflege-Grossfamilien in der Ukraine lebten, die vorübergehende Aufnahme zusammen mit ihren Bezugspersonen in der Schweiz. Zwei Familien kommen aus Poltava, vier aus Mariupol und eine aus Kherson.


Für die elternlosen Kinder und ihre Bezugspersonen haben wir in Zusammenarbeit mit der Gemeindebehörde und vielen Freiwilligen ein ehemaliges, länger unbewohntes Altersheim in Rehetobel gemietet und innerhalb dreier Tage eingerichtet. Tipiti unterstützt die sieben Familien mit einem Fachteam, damit sie ihren Pflegekindern weiterhin eine entwicklungsfördernde Begleitung und ein familiäres Zusammenleben ermöglichen können. Die Kinder und Jugendlichen besuchen die von ukrainischen und schweizerischen Lehrer:innen geführten tipiti-Willkommensschulen. Später sollen die Kinder ins Schweizer Schulsystem integriert werden. Für jede Pflege-Grossfamilie soll zudem eine eigenständige Wohnsituation gefunden werden, sofern eine Rückkehr längerfristig nicht möglich ist.

Ukraine: mehrere Tausend Kinder in Grossfamilien

Schon zwischen 2008 und 2013 arbeitete Rolf Widmer – damals als Leiter des SSI – in der Ukraine mit, um die personenzentrierte Unterbringung von Heimkindern zu fördern. Kinder ohne familiäre Bindungen sollten aus den Grossheimen in Ersatzfamilien integriert werden, sechs bis zehn Kinder pro Familie. Diese neue Betreuungsform wurde durch lokale und internationale NGOs weitergeführt. Etwa 10’000 Pflegekinder leb(t)en bis vor Ausbruch des Kriegs im Februar 2022 in der Ukraine in grossfamilienähnlichen Strukturen – in einfachsten Verhältnissen und in heute umkämpften Gebieten.

Unter sehr schwierigen Bedingungen geflüchtet

Am 24. März kamen 63 Personen in der Schweiz an. Mit einem Bus hatte tipiti die Kinder mit ihren Begleitpersonen an verschiedenen Orten in Polen abgeholt. Die Kinder sind durch die plötzliche Veränderung in ihrem Leben psychisch stark belastet und verunsichert. Alle Familien mussten mit ihren Pflegekindern unter sehr erschwerten Bedingungen flüchten. Sie erlebten dabei schreckliche Szenen, die sie in der neuen Umgebung hoffentlich verarbeiten können.

Ein vorübergehendes Zuhause für hundert elternlose Kinder

Tipiti konnte bei dieser neuen Aufgabe eine starke Partnerschaft mit SOS Kinderdorf eingehen. Wir stellen mit unseren Fachleuten die Betreuung sicher. SOS Kinderdorf unterstützt mit ihrem Knowhow und finanziert einen Teil der Mehrleistungen, die der Bund nicht übernimmt: die psychosoziale Begleitung der Kinder, die Unterstützung der Pflegeeltern und die ausserschulischen und therapeutischen Angebote. Ausserdem wird SOS Kinderdorf ein wichtiger Partner sein, wenn die Familien in ihr Heimatland zurückkehren können.

In Zusammenarbeit mit SOS Kinderdorf und der ukrainischen Diaspora planen wir derzeit die Aufnahme einer zweiten Gruppe von weiteren etwa fünfzig elternlosen Kindern in der Westschweiz, sofern wir eine geeignete Liegenschaft finden. (rw/tg)

→ mehr Infos unter sos-kinderdorf.ch

→ Wie wir die Situation für die Pflegefamilien einschätzen

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