Kinderbesprechungen mithilfe von System-Aufstellungen

Vereinspräsident Lukas Weibel

Ein Bericht von Hannah Marquis, Psychologin FH, Basel

Als tipiti mich vor drei Jahren anfragte, die Kinderbesprechungen mittels Aufstellungsarbeit zu leiten, freute ich mich sehr auf diese Herausforderung. Ich war von der Arbeit mit Aufstellungen überzeugt, wusste aber auch, wieviel Misstrauen und Unsicherheit diese Art der Arbeit bei Menschen hervorrufen kann. So war mein erstes Anliegen, das Vertrauen der Pflegeeltern in mich, in unsere Zusammenarbeit und in die Methode zu stärken. Nach drei Jahren darf ich mit Freude sagen: Es ist gelungen. Die Samstage, in unterschiedlichen Zusammensetzungen und mit unterschiedlichsten Auftragslagen, waren immer wesentlich, lehrreich, mutig und ehrlich. Es brauchte die Präsenz jedes Einzelnen, damit dieses gute Ganze zustande kommen konnte. Es erfuüllt mich mit Freude und Dankbarkeit, dass dieses kleine Wunder immer wieder passieren darf: Dass wir mehr lernen und erfahren können über Menschen oder Systeme und ihre Beduürfnisse, als wir uns zusammen denken könnten.

Besser verstehen

Gute Aufstellungen sind wunderbar dazu geeignet, das Leben, sich selber und Andere besser zu verstehen. Anders als im ausschliesslichen Gespräch nutzt eine Aufstellung zur Beantwortung oder Bearbeitung offener Fragen und Anliegen den Raum und das körperliche Erleben als Medium. So werden Erfahrungen intensiver erlebt und wirken direkt als Lernerfahrungen oder Probehandeln. Deshalb sind sie auch leichter in den Alltag importierbar.

Komplexe Systeme visuell abbilden

Das überzeugendste Plus dieses Arbeitsinstrumentes für die Kinderbesprechungen sehe ich darin, dass in einer Aufstellung die gegebene Komplexität einfach visuell abgebildet werden kann. Wer mit Pflegeverhältnissen arbeitet, weiss, wie hochkomplex diese Systeme sind. Da sind die Pflegekinder selber mit ihren biologischen Eltern, manchmal spielen auch die Grosseltern von Pflegekindern eine wichtige Rolle. Dann ist das System der Pflegeeltern mit ihren leiblichen Kindern, die Grundlage des Pflegeverhältnisses. Dazu kommt tipiti mit einem Fachberater sowie Behörden, Lehrer, Freunde des Pflegekindes und oft noch therapeutisch unterstützende Stellen. Zu diesem Gebilde stellen wir das Anliegen oder das gewünschte Ziel und, mit den dazu notwendigen Ressourcen versehen, begleiten wir dann mit viel Geduld und Genauigkeit den Prozess in der Aufstellung, bis er uns zu neuen hilfreichen Einsichten geführt hat. Diese Komplexität könnte ohne Raumerfahrung und Aufstellung in dieser Weise nicht bearbeitet werden, weil Sprache und Denken linear funktionieren und nicht simultan. Und als letzten Pluspunkt erwähne ich gerne noch, dass die anwesenden Pflegeeltern durch die Vertretungen, die sie in anderen Aufstellungen übernehmen, zusätzliche Lernerfahrungen in anderen Rollen und fremden Systemen machen können.

Hauptpersonen sind die Pflegekinder

Für mich sind die «KiBe-Samstage» zu spannenden Entdeckungsreisen geworden, die ich mit grosser Freude mit den Pflegeeltern zusammen machen darf, gemeinsam mit dem tipiti Team, welches uns zudem liebevoll mit Essen und Trinken umsorgt. Von meiner Seite her ein ganz grosses Dankeschön an tipiti für diesen kostbaren Arbeitsauftrag und an die Pflegeeltern für ihr Vertrauen und Mitarbeiten an guten Lösungen für unsere Hauptpersonen: die Pflegekinder.