«Kinder können ja nichts für ihre Situation.»

Priska Kistler übernahm vor acht Jahren das tipiti Zentralsekretariat (ZS). Damals arbeitete sie noch allein und in Zürich. Kurz darauf zügelte das ZS nach Wil – inzwischen sind es drei Mitarbeiterinnen. Sie erzählt.

Bereits als Sekretärin im Kinder- und Jugendpsychiatrischen Zentrum Sonnenhof Ganterschwil hatte ich mit Rolf Widmer gearbeitet und mit den Heilpädagogischen Grossfamilien (VHPG) zu tun. In dieser Zeit machte ich Freiwilligen-Arbeit für den VHPG, woraus später tipiti wurde. An dessen 30-Jahr- Jubiläum nahm ich teil und freute mich darüber. Als ich 2012 eine Stelle suchte, fragte mich Rolf, ob ich das Zentralsekretariat von tipiti übernehmen möchte. Das befand sich damals in Zürich. Ich dachte mir, ich fange an und schaue dann mal; mein Sternzeichen ist Fisch – immer im fliessenden Gewässer ...

Anspruchsvoller Einstieg

Der Einstieg und die Übernahme des Zentralsekretariates waren anspruchsvoll. Geplant war, längerfristig näher bei den tipiti Standorten in der Ostschweiz zu sein. Das ging schneller als geplant. Schon nach einem Jahr zogen wir nach Wil um. Tipiti bewegt viel, laufend entstand und entsteht viel Neues. Ich bin immer wieder beeindruckt, wie schnell Projekte aufgegleist werden können. Dass dies möglich ist, liegt sicher auch an den kleinen Einheiten, dadurch sind wir flexibler.

Gute Lösungen für die Kinder

Ich habe weniger mit dem Kerngeschäft zu tun. Wenn ich aber manchmal Verfügungen von Behörden lese, sehe ich oft gute Lösungen für die Kinder und denke: 'Gott sei Dank sind sie bei tipiti'. Die Kinder können ja nichts für ihre Situation, darum ist es umso erfreulicher, wenn sie gute Lösungen erhalten. Ich habe Freude, hier mitzuarbeiten, auch wenn es nur im Hintergrund ist.

Highlights?

Die glücklichen Momente sind ein bisschen anders gelagert, als wenn ich direkt mit den Kindern arbeiten würde. Ich schätze die Begegnungen in der Zusammenarbeit. Und wenn ich von aussen höre, dass etwas geklappt hat, freue ich mich, oder wenn von Ämtern – mit denen ich oft zu tun habe – positive Rückmeldungen kommen. Ein Höhepunkt war für mich die Verleihung des Hans Erni-Preises an Rolf Widmer in Luzern. Diese Würdigung war sehr stimmig und der Anlass gut organisiert. Ebenfalls gefallen mir die Begegnungen bei der Mitgliederversammlung, beim Mitarbeiteressen und an den Vorstandssitzungen. Schön, all die engagierten Leute bei tipiti zu erleben.

Alltägliche Stolpersteine packen wir einfach an

Die dezentrale Struktur ist schon sehr anspruchsvoll, auch, dass wir mit verschiedenen Kantonen zu tun und alle diese Bestimmungen und Regeln zu beachten und einzuhalten haben. Auch die Koordination und Zusammenarbeit mit allen ist nicht einfach zu handhaben. Kleine Sachen gibt es immer wieder, die erledigen wir jeden Tag und packen sie an, das ist normal.

Die Arbeit geplant, das Leben fliesst.

Ich erstelle mir Arbeitspläne pro Monat, Woche und Tag, da ich viele Aufgaben zu bewältigen habe, auch um grosse Projekte zu planen und Ruhe und Übersicht zu bewahren. Mir ist wichtig, die Termine einhalten zu können. Es braucht bei meiner Arbeit Sorgfalt, aus Zeitnot und Eile ergeben sich Fehler. Hierin bin ich ein bisschen anders als tipiti so allgemein ... (smile). Ansonsten: Das Leben ist im Fluss, da plane ich nicht, Veränderungen kommen laufend und man passt sich an.

Grossartig, was aus tipiti geworden ist

Was tipiti ist und macht, ist super, ein sicherer Ort für Kinder und Jugendliche. Ich wünsche mir, dass tipiti bleibt – grösser werden muss nicht sein. Eher Entwicklung in die Tiefe und Kontinuität ist für Kinder und Jugendliche wichtig. Ich habe Vertrauen, dass es sich gut entwickelt und auch in gute Hände kommt nach Rolfs Pensionierung (smile). Ich finde grossartig, wie klein tipiti angefangen hat und was daraus geworden ist! Wie bekannt wir heute sind, merke ich, wenn ich erzähle, was ich arbeite.