Meine Leidenschaft: Menschen begleiten

Junge kniet vor Werkbank

Donat Rade baute seit 1997 die tipiti Schule im Türmlihaus Trogen mit auf und leitete sie lange Jahre, zuletzt als Gesamtschule. Heute begleitet er Jugendliche und junge Erwachsene. Das Porträt.

Im April 1997, nach sechs Jahren als Primarlehrer in Trogen, suchte ich eine berufliche Veränderung. Just da hörte ich, dass man im Türmlihaus einen Primarlehrer suche und dass fast das ganze Team neu zusammengestellt würde. Dann ging alles sehr schnell: Am 30. April hatte ich zuerst Gespräche mit Lehrpersonen, dann mit Heinz Münger und Rolf Widmer, zwei Leitungspersonen von tipiti bzw. damals VHPG. Am 31. April kündigte ich meine Lehrerstelle und freut mich auf das, was kommen sollte.

Spannender Start

Schnell merkte ich: Diese neue Stelle ist nicht nur ein Sprungbrett weg von der Volksschule. Das könnte für mich ein Ort zum Gestalten sein, an welchem ich länger bleiben möchte. Neu war für mich die Nähe zu den Lernenden, diese konsequente Orientierung am Einzelnen und nicht an der Klasse.

Meilensteine

Im ersten Jahr hiess es, Strukturen und Beziehungen aufzubauen. Bald wurde ich Teamleiter des Türmlihauses. Wir entfernten den Begriff Sonderschule aus unserem Namen, aus dem die tipiti Kleingruppenschule Türmlihaus wurde. Durch den konsequenten Einsatz der Erlebnispädagogik erhielt unsere Schule ein klares Gesicht, das mit der Haltung des Lösungsorientierten Ansatzes zu einem starken Schulprofil wuchs. 2011 reagierten wir auf ein Bedürfnis aus unserer Schülerschaft und gründeten eine erste Oberstufenklasse. 2014 durfte ich die Zusammenführung mit der tipiti Schule Kohli gestalten. Anschliessend konnten wir mit dem Bezug des Neubaus nochmals einen Entwicklungsschub hin zur tipiti Gesamtschule Türmlihaus anstossen.

Freude an Zumutungen und neuen Aufgaben

In dieser ganzen Zeit schätzte ich die riesigen Gestaltungsmöglichkeiten bei tipiti und den grossen Rückhalt der Geschäftsleitung sehr. Es freute mich, dass sie mir immer wieder neue Herausforderungen zumutete – bis hin zur Leitung des Bereichs Jugendliche und junge Erwachsene, meiner neuesten Funktion seit Sommer 2019. Mein neues Kerngeschäft und meine Leidenschaft: Ich begleite als Bezugsperson acht Jugendliche auf dem Weg in ihre Selbständigkeit, und zwar einheimische und mehrheimische. Daneben bin ich Teamleiter der anderen Bezugspersonen und der tipiti-Administration in St.Gallen. Mein Augenmerk liegt darauf, dass wir weiterhin immer von den Bedürfnissen der uns anvertrauten jungen Menschen ausgehen, Lösungen erfinden und unsere gemeinsame Haltung und Sprache weiter entwickeln. Im weiteren koordiniere ich die Arbeit mit Zuweisern, dem Kanton und Ämtern. Als Bereichsleiter gestalte ich zusammen mit den Geschäftsleitungskollegen und dem Vorstand unser gemeinsames Arbeitsfeld.

Immer in Entwicklung, das ist tipiti

Besonders an tipiti ist für mich, dass wir immer von den aktuellen Bedürfnissen der Kinder und jungen Erwachsenen ausgehen. Dabei fragen wir nicht, ob etwas möglich ist, sondern wie es möglich wird. Aktuell entwickeln wir im Team die Nachfolgelösung für das Lern- und Werkzentrum (siehe letzte Jahresberichte; das LWZ wird in der bisherigen Form nicht weiter bestehen können, Anm.d.Red.). Ich sehe eine grosse Chance darin, kleiner zu werden. So wird es uns ab Sommer 2020 möglich sein, Begleitung, Begegnung und Bildung für junge Menschen an einem zentralen Ort zusammenzuführen. Unser Ziel ist es, das tipiti-Team und den neuen Ort im Zentrum von St.Gallen im Sinne einer «lernenden Organisation» aufzubauen und weiter zu entwickeln.

Aufgezeichnet von Stefan Gander, Bereichsleiter Förderangebote