Wissen vermitteln, Werte festigen

Von Stefan Gander, Bereichsleiter Förderangebote

Im Jahr 2016 bot tipiti neben individuellen Kurzweiterbildungen sieben verschiedene Weiterbildungskurse, welche für alle unsere Pflegefamilien und Mitarbeitenden sowie externe Personen zugänglich waren. Unsere Weiterbildungen etablierten sich in den letzten Jahren zu einem Ort der Vernetzung und der Konsolidierung der sozialpädagogischen Grundhaltung und des Wissens.

110 Kursteilnehmende besuchten an zwei bis vier 4 Tagen unsere Kurse. Dies ist für den internen Knowhow Transfer sehr erfreulich. Und es ist eine tolle Grundlage, um Werte und Haltungen zu festigen. Auch ist der Austausch mit Mitgliedern anderer Organisationen ungemein bereichernd. So kamen mit dem Vorarlberger Kinderdorf und der Stiftung Jupident aus Vorarlberg bereits konkrete Projekte über die Landesgrenze hinweg zustande.

Im Frühling 2016 startete der Pilotkurs Lösungsorientiertes Denken und Handeln erfolgreich mit 21 TeilnehmerInnen. Die Aufmerksamkeit wird verschoben von dem, was wir nicht mögen, auf das, was wir erreichen möchten. Im Vordergrund stehen ein konstruktiver Umgang mit dem Problem und die Orientierung an den Zielen, Vorstellungen und Möglichkeiten. Aufgrund der positiven Ressonanz aus allen Abteilungen findet in den nächsten Monaten bereits der zweite Grundkurs mit Donat Rade in Trogen statt.

Der Umgang mit psychisch erkrankten Eltern bildete das Ausgangsthema für die Weiterbildung mit Frau Sonja Ott Seifert. Der Fokus dieses Kurses lag dabei auf der Entwicklung von Bewältigungsstrategien, der Stärkung von Ressourcen und der Unterstützung gesunder Persönlichkeitsanteile des erkrankten Elternteils.

In den Sommermonaten fand zum Thema Gewaltfreier Widerstand (Neue Autorität) der Aufbaukurs zum Thema Suizidalität und Selbstgefährdung statt. In diesem Seminar wurden neue GfW-Methoden zur Beziehungsänderung bei selbstschädigendem Verhalten vorgestellt und deren theoretische Grundlagen erläutert. Wiederum gelang es uns, mit Dr. Peter Jakob aus London eine Koryphäe in diesem Thema zu verpflichten. Die grosse Anzahl Anmeldungen und das positive Feedback bestärken uns, in den Jahren 2017 und 2018 weiterhin Grundkurse zu diesem zentralen Thema anzubieten.

Einen zentralen Pfeiler unserer Weiterbildungen verkörpert Irmela Wiemann Diplom-Psychologin, Psychotherapeutin und von 1974 bis 2007 Mitarbeiterin der Kinder-, Jugend- und Elternberatung der Stadt Frankfurt a. M., Seminarleiterin, Fachbuchautorin. Gleich drei Weiterbildungsblöcke wurden 2016 durch Sie kompetent und engergiebringend abgehalten. Wir sind sehr stolz, dass wir diese erfolgreichen Weiterbildungen auch für das Jahr 2017 unseren Pflegeeltern und Mitarbeitern wieder im Rahmen unserer tipiti Weiterbildungen kostenfrei ermöglichen können. Folgende Themen wurden beleuchtet und bearbeitet:

  • Biografiearbeit ist eine hilfreiche Methodik für die Begleitung von fremdplatzierten Kindern und Jugendlichen, sei dies in Pflege- oder Adoptivfamilien oder in stationären Settings. Irmela Wiemann unterstützt die Teilnehmenden darin, Haltungen und Formulierungen zu entwickeln, die den jungen Menschen zum Verständnis ihrer Lebensgeschichte verhelfen. Dies ermöglicht ihnen eine positive Identitätsentwicklung.
  • Traumapädagogik: Dieses Fachseminar bietet die Möglichkeit, sich mit zentralen Fragen der Traumapädagogik bzw. einer »trauma-heilenden Pädagogik« auseinanderzusetzen. Wie kann ich als Bezugsperson Kinder und Jugendliche mit traumatischen Erfahrungen besser verstehen? Wie kann ich angemessen auf sie eingehen? Wie können Kinder und Jugendliche stabilisiert und ihre Selbstheilungskräfte gestärkt werden?
  • Kontakte zu Herkunftseltern – Besuchsbegleitung: Das Thema «Umgang» mit den leiblichen Eltern ist eines der spannendsten, umstrittensten und aufregendsten für fremdplatzierte Kinder und Jugendliche. Kontakte zu Angehörigen beziehen sich nicht nur auf die leiblichen Eltern. Der Umgang mit Geschwistern, manchmal auch mit Großeltern oder anderen vertrauten Personen des früheren Lebens stärken das Selbstwertgefühl des Kindes, können aber auch für Konflikte sorgen. Ob Kinder die Kontakte gut „vertragen“ oder sie als Belastung empfinden, das hängt von vielen Feinabstimmungen ab.

SAFE® - Spezial - Sichere Ausbildung für PflegeEltern dieser 8 tägige Kurs wurde sehr kurzfristig ausgeschrieben und konnte leider auf Grund von wenigen Anmeldungen nicht durchgeführt werden.  

Das Projekt „SAFE® – Sichere Ausbildung für Eltern“ wurde vom Münchner Bindungsforscher Dr. med. Karl Heinz Brisch speziell dafür entwickelt, um (werdende) Eltern darin zu unterstützen, eine sichere Bindung zu ihrem Kind aufzubauen. Beim SAFE-Spezial geht es um die Förderung einer sicheren Bindung zwischen Pflegeeltern und Kind.

Wir freuen uns sehr, dass das innovative und engagierte Teamleitungstrio (Heidi Mattmüller, Denise Moos und Peter Lobsiger) dieses hochkarätige Angebot 2017 nochmals für tipiti ausgeschrieben hat.